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Allheilmittel Vollwertkost?


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© kochwerte.de, Foto: Fotostudio Thiel


Freilich stehen diese Konzepte nicht komplett widersprüchlich nebeneinander und sicher ist auch eine Vollwertkost im ursprünglichen Sinne für den menschlichen Körper geeigneter als Fast Food – eine Abgrenzung der verschiedenen Ernährungsweisen voneinander ist dennoch sinnvoll.



Die Vollwertkost


Beginnen wir also mit der Vollwertkost: Sie ist vor allem auf Werner Kollath zurückzuführen, der Mitte des 20. Jahrhunderts dieses Ernährungskonzept maßgeblich prägte. Seiner Empfehlung zufolge bemisst sich die Qualität von Nahrungsmitteln in erster Linie nach dem Grad ihrer Verarbeitung: Unverarbeitete, also natürliche Produkte werden grundsätzlich höher gewertet als verarbeitete, da in ihnen der volle Wert der natürlichen Bestandteile erhalten ist.



Die Vollwert-Ernährung


Eine Weiterentwicklung erfuhr die Vollwertkost im Rahmen des Konzepts der Vollwert-Ernährung. Sie steht vor allem mit den Arbeiten des Ernährungswissenschaftlers Claus Leitzmann in Verbindung: Anders als Kollath ergänzte Leitzmann seinen Ansatz jedoch um umweltpolitische, ökologische und ethische Aspekte. Ernährung soll demnach nicht nur gesund und bekömmlich, sondern auch umwelt-, wirtschafts- und sozialverträglich sein. So wird in der sogenannten Gießener Formel – dem Grundsatzdokument dieser Bewegung – eine überwiegend pflanzliche Ernährungsweise empfohlen, in deren Rahmen vor allem regionale und saisonale Lebensmittel aus ökologischem Anbau zur Verwendung kommen.


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© AleksandarNakic, istockphoto.com


Außerdem sollen Produkte aus der Dritten Welt fair erhandelt und Verpackungen möglichst gering gehalten werden. Denn: „Mit Vollwert-Ernährung sollen hohe Lebensqualität – besonders Gesundheit – Schonung der Umwelt, faire Wirtschaftsbeziehungen und soziale Gerechtigkeit weltweit gefördert werden.“ (Leitzmann, C., v. Koerber, K., Männle, Th.: Gießener Formel aktualisiert. In: UGB-Forum 20 (5), S. 256, 2003)



Vollwertige Ernährung seit 1956


Kommen wir zur vollwertigen Ernährung: Diese versteht sich weder als Diät im strikten Sinne, noch als Sammlung von strengen Regeln, die vorschreibt, welche Nahrungsmittel verzehrt werden sollten und welche nicht. Stattdessen basiert sie vor allem auf Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die seit 1956 immer wieder eine Reihe von Grundsätzen formuliert, die dabei helfen, vollwertig und d. h. möglichst „genussvoll und gesund erhaltend zu essen“.


Die 10 Regeln der DGE lauten:

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  1. Vielseitig essen
  2. Reichlich Getreideprodukte – und Kartoffeln
  3. Gemüse und Obst – Nimm „5“ am Tag …
  4. Täglich Milch und Milchprodukte; ein- bis zweimal in der Woche Fisch; Fleisch, Wurstwaren sowie Eier in Maßen.
  5. Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel
  6. Zucker und Salz in Maßen
  7. Reichlich Flüssigkeit
  8. Schmackhaft und schonend zubereiten
  9. Sich Zeit nehmen und genießen
  10. Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben

(Quelle: dge.de)



Und heute: Jedem das seine


Sieht man sich nun die Gemeinsamkeiten der drei Konzepte an, stellt man fest, dass es darin vor allem um die Vielseitigkeit in der Ernährung und die Hochwertigkeit der Lebensmittel geht. Lebensmittel sind – wie erwähnt – dann besonders hochwertig, wenn sie wenig weiter verarbeitet wurden. Unumstritten ist sicher auch, dass man genügend Wasser trinken und sich ausreichend bewegen sollte.

Besonders beachtlich finden wir die Empfehlung der DGE, dass man sich genügend Zeit für eine Mahlzeit nehmen sollte, um diese dann auch möglichst zu genießen. Schließlich gehört für uns bereits die Zubereitung von Mahlzeiten zum anschließenden Genuss dazu. Andere Aspekte der 10 Regeln des DGE dagegen treffen in der heutigen Ernährungswissenschaft nicht mehr auf ungeteilte Zustimmung.


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© ARTindividual, istockphoto.com


Besonders die Empfehlung, reichlich Getreideprodukte und Kartoffeln zu sich zu nehmen, wird mittlerweile kontrovers gesehen. So gibt es z. B. anerkannte Konzepte, die eine kohlenhydratarme Ernährung vorschlagen, um sich leistungsfähig und gesund zu erhalten.

Doch durch die Beschäftigung mit den unterschiedlichen Ernährungsformen stellen wir fest, dass man heute nicht mehr generell festlegen kann, was gesunde Ernährung ausmacht. Daraus schließen wir: Trotz – oder gerade wegen – der unbeschreiblichen Fülle an Lebensmitteln ist es aktuell schwerer denn je, sich gesund zu ernähren.

In der heutigen Zeit, in der man alles an Nahrung angeboten bekommt, sollte jeder für sich selbst genau herausfinden, was sein Körper mühelos verdauen kann und was seine Vitalität stärkt. Das ist bestimmt nicht einfach, denn dafür benötigt man sich selbst gegenüber eine hohe Sensibilität und die Bereitschaft, schlechte Gewohnheiten abzulegen. Sicher können die hier beschriebenen Konzepte helfen, das Bewusstsein zu schärfen.

So viel zum Thema Vollwertkost. Was meint ihr? Haben wir etwas hilfreiches vergessen? Seid ihr anderer Meinung? Ergänzungen und Anmerkungen könnt ihr gerne unter dem Artikel in der Kommentarsektion platzieren. Hat euch der Artikel einfach nur gefallen? Kein Problem. Wir freuen uns auch, wenn er geteilt, getwittert oder mit „Gefällt mir“ markiert wird.



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